Deutschland ist seit Langem ein Einwanderungsland und beherbergt die weltweit größte türkeistämmige Diaspora, die aus Menschen verschiedener Ethnien und Religionen besteht. Eine gesellschaftlich breit angenommene Erinnerungskultur ist ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Generation von Menschen mit einem türkischen Hintergrund. Eine antirassistische Weltanschauung des Weiteren ist nur mit einer unvoreingenommenen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte möglich. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit dem Genozid an den christlichen Völkern im spätosmanischen Reich. Die offizielle Geschichtsschreibung der Türkei stellt dieses Ereignis bestenfalls als Kollateralschaden des Ersten Weltkriegs dar und schlimmstenfalls als Tötungen, für die die Opfer selbst verantwortlich gemacht werden.
Wissenschaftliche Lehre und Erinnerung sind untrennbare Dimensionen einer demokratischen Gesellschaft. Bisher mangelt es an Lehrmaterialien zu dieser Geschichte der Einwander*innen in Deutschland. Die Genozidwissenschaftlerin und Menschenrechtlerin Dr. Tessa Hofmann hat mit ihrem Buch einen wichtigen Beitrag geleistet und eine Einführung verfasst, die als Grundlage für Diskussionen dient und deren zweiter Teil neun Lehr- und Lernmodule enthält. Auch AKEBI e.V. hat zur Förderung des Bewusstseins für historische Verantwortungsübernahme beigetragen.
Wir begrüßen dieses Werk als wertvolle Diskussionsgrundlage und möchten mit unserer Veranstaltung die Zusammenkunft der Lehre und Erinnerungskultur unterstützen. Dabei freuen wir uns auf jeden Denkanstoß und Beitrag zu unserer Diskussionsrunde.