Hans-Lukas Kieser liefert in seinem Buch ein Porträt eines Mannes, der seine Macht durch eine starke Mischung aus dem neuen türkischen Ethnonationalismus, dem politischen Islam und der Bereitschaft zu radikalen “Lösungen” und Gewalt, ausübt. Von Talaats Rolle in der Jungtürkischen Revolution von 1908 bis zu seinem Exil in der Berlin und dem Attentat – eine Sensation in der Weimarer Republik – stellt Kieser das osmanische Drama in den Mittelpunkt des Weltgeschehens. Er zeigt, wie Talaat weit mehr Macht ausübte als bisher angenommen, was ihn zum De-facto-Herrscher des Osmanischen Imperiums machte. Er bringt das Istanbul der Kriegsjahre lebhaft zum Leben als ein blühendes diplomatisches Zentrum und zeigt auf, wie Talaats katastrophale Handlungen im zwanzigsten Jahrhundert widerhallen würden.
Hans-Lukas Kieser ist Research Council Future Fellow der University of Newcastle in Australien und Titularprofessor für Geschichte der Neuzeit insbesondere der osmanischen und nachosmanischen Welt an der Universität Zürich in der Schweiz. Zu seinen wichtigsten Büchern gehören Nächster Osten: Amerikanischer Millennialismus und Mission im Nahen Osten; Erster Weltkrieg und das Ende der Osmanen: Von den Balkankriegen zum Völkermord an den Armeniern und der Türkei; Die Türkei jenseits des Nationalismus: Die Entwicklung von postnationalen Identitäten; Der verpasste Friede. Mission, Ethnie und Staat in den Ostprovinzen der Türkei 1839–1938.
Ort und Datum: 18. Oktober 2018, 19.00 Uhr, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, Seminarraum 1
Eine Zusammenarbeit mit Lepsius-Haus Postdam
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